Hans Knappertsbusch war ein Liebhaber der breiten Tempi und der
zuweilen eigenwilligen Zeitmaße. Es wird ihm der Ausspruch
nachgesagt, "Wer genießt, lässt sich Zeit." In der Tat zählen
seine Tempi nur selten zu den Schnellsten. Jedoch besaß er die
Fähigkeit, seine Zeitmaße mit der entsprechenden Spannung zu
versehen, sodass nie der Eindruck der Trägheit oder des
Zerfließens entstand. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit wirken
seine Tempi ungewohnt, für den dem Zeitgeist huldigenden Hektiker
vielleicht sogar verstörend. Dabei waren diese Tempi im
allgemeinen gar nicht so außergewöhnlich langsam. Die Zeit, die er
gegenüber den schnellen Dirigaten eines Stückes durch andere
Dirigenten zugab, liegen etwa im 5-Prozent-Bereich.
Knappertsbusch zu John Culshaw, nachdem zu Testzwecken einige
Takte aus dem ersten Akt der Walküre aufgenommen worden waren:
"Hören Sie sich's an und sagen mir dann, was damit nicht stimmt."
Dann grinste er: "Natürlich werden Sie sagen, es ist zu langsam.
Alle sagen, ich bin zu langsam!"
aus : John Culshaw, Ring
Resounding S. 66
Hans Hotter in einem Interview
1994
"Er könnte die dritte Symphonie von Brahms im halben Tempo
spielen, und es würde den Zuhörer immer noch nicht langweilen,
weil es musikalisch gesehen Sinn machen würde."
Zubin Mehta
"Kna", der allseits verehrte Münchner Opernchef , machte
eigenwillig manchmal aus einem Allegro ein Andante. Das Publikum
sah ihm alle Extravaganzen nach. Als Strauss einmal Salome
dirigierte, lud er ihn ein: "Hören Sie sich doch mal an, wie ich
es mache." Kna: "Ich denke nicht daran! Ich lasse mir doch von
Ihnen meine Tempi nicht versauen". Das war scherzhaft gemeint.
Strauss lachte, aber nicht sehr.
Dirigent |
Orchester |
Datum |
Zeit
[min:sec] |
Strauss |
Bayerische Staatskapelle |
1941 |
44:00 |
Solti |
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks |
1979 |
44:18 |
Knappertsbusch |
Wiener Philharmoniker |
20.4.1952 |
47:29 |
Durchschnitt | 48:10 | ||
Kempe |
Staatskapelle Dresden |
9/1971 |
49:28 |
von Karajan |
Berliner Philharmoniker |
1980 |
50:52 |
Thielemann |
Wiener Philharmoniker | 10/2000 |
52:53 |